Die Geschichte der Comtoise-Uhr

Odobez

Die Entstehung der Comtoise-Uhr ist ungefähr zur gleichen Zeit geschichtlich einzuordnen, wie auch im Schwarzwald an verschiedenen Orten eine eigenständige Uhrenfertigung begann, um das Jahr 1680. Hergestellt werden Comtoise-Uhren vorzugsweise in dem Gebiet, das als France-Comte bezeichnet wird. Es umfasst die Departements Jura, Doubs, Haute Saone und das Territorium von Belfort. Als eigentlichen Ursprung kann man jedoch das Departement Jura bezeichnen. Besonders in den Orten Morez und Morbier, die in der ehemaligen Grafschaft Burgund liegen, entstanden leistungsfähige handwerkliche Betriebe. Deshalb nennt man im Antiquitätenhandel diese Uhren gerne Burgunderuhren, die fachmännische Bezeichnung lautet jedoch Comtoise-Uhr abgeleitet aus der Gebietsbezeichnung Franche Comte. 

Die Legende um die Comtoise-Uhr sagt, dass im Jahr 1666 die Brüder des Kapuziner-Klosters von Saint-Claude in Morbier einen Handwerker suchten, der die Klosteruhr reparieren könne, der Dorfschmied Mayet nahm den Auftrag an, stellte aber fest, dass die Klosteruhr zu abgenutzt war und nicht mehr repariert werden konnte. Deshalb stellte er eine neue Uhr aus Eisen her, die ausgezeichnet lief. Dieser Erfolg veranlasste ihn, mit seinen Brüdern zusammen, Uhren mit Eisenwerk in verkleinertem Maßstab als Zimmeruhr herzustellen. 

Im Jahre 1656 erfand der Holländer Huygens das Pendel. Es dürfte ca. 20 Jahre gedauert haben, bis die Brüder Mayet von dieser Erfindung hörten. Sie versuchten dieses Pendel für ihr Werk zu verwenden, das Ergebnis war aber nicht befriedigend. Als sie hörten, dass ein Uhrmacher in Genf eine andere Pendelart (Birnenpendel) verwendete, fuhr einer der Brüder nach Genf. Dieses Drahtpendel wurde übernommen und funktionierte zu ihrer vollen Zufriedenheit. Die Brüder Mayet trennten sich bald, so das sich die Anfertigung von Comtoise-Uhren auf verschiedene Orte verteilte. 

Im Gegensatz zu den Schwarzwälderuhren, die vollständig aus Holz hergestellt wurden, bestehen die Comtoise-Uhren aus einem eisernen Käfig, mit Bodenplatte und Deckplatte, die durch vier Säulen starr miteinander verbunden sind und aus einem robusten, zuverlässigen Werk. Das Zifferblatt und die Zifferblattverzierungen haben sich im Laufe der über zweihundertjährigen Geschichte der Comtoise-Uhr je nach Epoche mehrmals verändert. 

Bereits im Jahr 1708 hat der Bauer Francois Odobez in seiner Freizeit im Winter seine erste Comtoise-Uhr gebaut und danach eine Werkstatt in Morez-Morbier gegründet. Seit dieser Zeit hat sich die Tradition der Comtoise-Uhrenherstellung innerhalb der Familie Odobez bis heute fortgesetzt. 

Durch die originalgetreue Herstellung von Comtoise-Uhren, ist auch heute noch ein großer Anteil an handwerklicher Arbeit notwendig.

Das Uhrwerk

Typisch für diese Uhren ist das direkt hinter dem Zifferblatt aufgehängtem Pendel, den Seilzugantrieb sowie das einzigartige Schlagwerk. Der Stunden- und Halbstundenschlag erfolgt auf eine massiv gegossene Messingglocke. Das äußerst ganggenaue und präzise arbeitende 8 Tage Eisengestell-Gewichtszugwerk basiert auf dem Odo-Antikwerk und erlaubt folgende Schlagvariationen: 

  1. automatische Schlagabstellung nachts von 22.30 - 08.00 Uhr 
  2. volle Schlagabstellung 
  3. das Werk schlägt Tag und Nacht ( zu jeder Stunde nach zwei Minuten Schlagrepetition) stündlich bzw. halbstündlich auf die Messingglocke. 
  4. nur Schlag auf die Messingglocke 
  5. Bim-Bam-Schlag ( 1 Schlag auf die Messingglocke, 1 Schlag auf den Rundgong)
  6. nur Schlag auf den Rundgong 

Früher gab es auf Bauernhöfen oft nur eine Uhr, deshalb musste der Schlag auf die Glocke besonders laut sein, damit dieser im ganzen Haus gehört werden konnte. Jeder Stundenschlag wird nach 2 Minuten wiederholt. Dies war notwendig, wenn man, was oft der Fall war, um drei oder vier Uhr morgens aufstehen musste und im Halbschlaf den Glockenschlag nicht richtig wahrgenommen hatte, konnten die Schläge nach 2 Minuten nachgezählt werden.

Zifferblätter

Zeitliche Zuordnung der Zifferblattausführungen 

Zahlenreifzifferblätter: 1680 - 1770
Kartuschenzifferblätter: 1700 - 1800
geprägte Blechzifferblätter: 1850 - 1900
gegossene Zierteilzifferblätter: bis 1830
Emailzifferblätter: ab 1730
Hahnenemblem: 1730 - 1830
Sonnenemblem: 1730 - 1830
Adleremblem: 1800 - 1830
geprägte Umrandungen: 1820 - 1914
Datum und Mondphase: ab 1840

Die Emailzifferblätter werden auch in heutiger Zeit noch von Hand bemalt. Die Zierteile werden ebenfalls von Hand hergestellt.

Zeiger

Je nach Zifferblatt finden gegossene oder geprägte, kunstvoll verzierte Messingzeiger Verwendung, die der Anzeige von Stunden und Minuten dienen. Bei Uhren mit Datum erfolgt die Anzeige über einen separaten Zeiger.

Gewichte

Zwei Gusseisengewichte von je 3 kg sorgen für gleichmäßigen Antrieb für Gehwerk und Schlagwerk.

Pendel

Je nach Zeitepoche wurden Comtoiser-Uhren mit verschiedenen Pendelformen hergestellt. Man unterscheidet: 

Drahtpendel mit Pendelbirne: 1680 - 1820
gewöhnliches Pendel: 1770 - 1914
Rostpendel und Lyrapendel: 1860 - 1914
Prachtpendel: 1860 - 1914

Unterhalb der Pendellinse kann man durch Drehen der ziselierten Messingmutter die Ganggenauigkeit der Uhr beeinflussen. Nach oben geschraubt läuft die Uhr schneller, schraubt man die Mutter nach unten läuft die Uhr langsamer. 

Bitte achten Sie darauf, dass die polierten Messingflächen nur mit Handschuhen oder mit einem weichen Tuch angefasst werden, um eine Fleckenbildung zu verhindern.

Gehäuse

Comtoise-Uhren gibt es als Wanduhr oder in wertvollen Holzgehäusen als Hausuhr, häufig auch als Standuhr bezeichnet. Bei den Wanduhren dient der Werkkasten aus Eisenblech als Gehäuse, welcher seitlich mit zwei Eisentüren verschlossen ist. Hausuhrengehäuse sind aus edlen Hölzern wie Kirschbaum, Nussbaum, Tanne oder Eiche gefertigt. In den Ausführungen der Gehäuse spiegeln sich die jeweiligen Stilepochen wieder. 

Schon seit jeher sind Uhren beliebte Sammelobjekte von Königen, Fürsten und kunstsinnigen Bürger. Auch heute ist die Zahl derer, für die das Hobby Uhren zu sammeln, einer inneren Beziehung zu seltenen und erlesenen Stücken, relativ groß. 

Beim Kauf dieser Uhr haben Sie die Sicherheit, eine voll funktionsfähige, äußerst ganggenaue Uhr zu erwerben, die nicht nur dekorativen ist, sondern auch geschichtlichen Hintergrund besitzt.

Die Firma Odobez hat zu unserem Bedauern 2006 die Tore geschlossen, nur zwei Jahre vor ihrem 300. Geburtstag. Da uns die Geschichte der Comtoise-Uhr aber fasziniert, haben wir diese Seite nicht gelöscht. Aktuell ist noch eine einzige Hausuhr (Standuhr) bei uns verfügbar.